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23.07.2011

American Beauty, 8a+ Chamonix

Vor ein paar Jahren sah ich das erste Foto von einem Kletterer in der American Beauty. Ich war begeistert. Die zweite Seillänge ist ein perfekter Riss wie man ihn nur selten in Europa findet. Mit Friends der Größe 0,5 sicherte sich der Kletterer in der sonst komplett glatten Wand. Die relativ hohen Schwierigkeiten und die Tatsache, dass die Wand auf über 3000 Meter Seehöhe aus dem Gletscher ragt, faszinierten mich. Vor genau zwei Wochen stand ich das erste Mal unter dieser Wand...

Mit einem Set Friends links und einem rechts an meinem Gurt hängend steige ich ein. Die erste Seillänge ist kein Problem. Auch die zweite Länge klettere ich auf Anhieb, wundere mich jedoch, wo man hier einen 0,5er Friend setzen soll. Die dritte Seillänge ist mit 8a+ bewertet, doch sie fällt mir erstaunlich leicht. Ich wundere mich wieder einmal wie leicht manche Touren bewertet werden…

Die vierte Seillänge, kommt mir dann etwas komisch vor. Zuerst klettere ich sieben Meter nach rechts, bis ich vor einer brüchigen Platte stehe, in der man keine Sicherungen legen kann. Ich klettere wieder zurück und probiere es fünf Meter links vom Stand. Über lose Blöcke komme ich in einen Kamin, aber eine rund fünfzehn Meter breite, senkrechte Platte trennt mich von meinem nächsten Stand. Wie soll ich da nur rüber kommen?

Ich lege einen Friend und klettere wieder zehn Meter ab. Dann quere ich ein wenig nach rechts und probiere es über die Platte. Der Fels ist schlecht und die Kletterei weit schwieriger, als im Topo beschrieben. Darüber hinaus finde ich weit und breit keine Haken, von denen es sonst in allen schwierigen Stellen ausreichend gibt. Ich bin mir sicher, dass ich falsch bin, weis aber nicht wie ich sonst zum Stand kommen soll. Ich klettere rund fünf Meter in der Platte hoch und lege einen Klemmkeil, dem ich nicht wirklich vertraue. Mehr Sicherungen kann ich hier nicht anbringen, also steige ich weiter. Ich setze meinen linken Fuß auf einen kleinen Quarzkristall und als ich ihn belasten möchte, bricht er aus. Ich falle, aber der Klemmkeil hält meinen Sturz. Ich ziehe mich hoch und klettere technisch weiter. Immer wieder stürze ich ins Seil, komme dann aber doch noch zum Stand.

Gemeinsam mit Florin Klingler, meinem Partner für diese Tour, klettere ich die restlichen Längen bis zum Gipfel onsight. Dann seilen wir ab. Die vierte Seillänge schaue ich mir noch einmal genau an, aber ich kann mir noch immer nicht wirklich vorstellen wo die Originallinie verlaufen soll...

Wieder am Gletscher angekommen vergleiche ich die Wand mit dem Foto im Führer und bemerke, dass die ganze vierte Seillänge ausgebrochen sein muss. Wenn man darüber hinaus die jetzige Größe der Risse mit dem Bild im Führer vergleicht, sieht man deutlich dass manche Risse um fünf bis zehn Zentimeter breiter geworden sind. Es muss also in den Jahren seit der Erstbegehung der Route eine Felsverschiebung gegeben haben. Dies erklärt auch die Bewertung der Schlüssellänge, welche durch die Felsverschiebung sicherlich deutlich leichter geworden ist.

Das Gefühl gerade durch eine vermutlich instabile Wand geklettert zu sein hinterlässt ein etwas flaues Gefühl in unseren Mägen. Inwiefern die Route wirklich gefährlich ist müssten Locals beobachten und beurteilen, aber es wäre nicht das erste Mal dass im Mont Blanc Gebiet eine Wand einstürzt…

MANAGEMENTFlorian KlinglerSchillerstraße 13
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f.klingler@nodum-sports.com
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